Von Hund und Katze, Schuld und Vorwurf oder "wie bei mir Dinge einfach verschwinden"
Ok. Warum eigentlich verschwinden in meinem Haushalt Dinge? Jeden Tag. Sogar jede Nacht. Wie geht das?
Da muss doch jemand sein, der die Dinge versteckt.
Ist es mein imaginärer Freund Harvey? Ist es Billy Mahony? Ihr wisst
schon, Billy Mahony, das ist der schräge Vogel aus dem Film „Flatliners“, von
dem Kevin Bacon immer auf den Ballon bekommt,
weil er diesen als Kind gehänselt und gegretelt hat. Billy Mahony gibt
es aber gar nicht.
Billy Mahony ist nämlich vom Baum gefallen im Film
und verunglückt und gestorben. Außerdem gibt es Billy Mahony ja sowieso
nicht, Flatliners ist ein Film und Billy Mahony ein Filmcharakter,
HERRGOTTNOCHMAL.
Was ist es dann?
Spuk?
Es spukt nicht, in meinem Haushalt, die einzige,
die dort ab und zu mal herümlich spukt, bin ich selbst. Nachts auf die
Toilette oder am Kühlschrank, um zu trinken. (also am Kühlschrank - nicht aus der Toilette)
Aber ich verstecke dann nicht DINGE. Dinge, die ich brauche. Ich bin doch nicht beschauert.
Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich dahinter
gekommen bin. Aber ich BIN dahinter gekommen. Es ist weder mein
imaginärer Freund Harvey noch ist es Billy Mahony.
Es ist der HUND.
Wir haben eine Katze und einen Hund. Also,
eigentlich haben wir gar keinen Hund, der Hund ist , wie die Katze,
eine Katze. Aber der Hund ist WIE ein Hund, also heißt er einfach nur
noch Hund bei uns. Eigentlich heißt der Hund Frieda und
ist ein zum Dahinschmelzen niedliches kleines Katzenmädchen, das auf Knopfdruck beginnt zu schnurren und Kulpen hat wie Wagenräder.
Zauberhaft.
Eigentlich.
Eigentlich ist die Frieda / der Hund aber auch
einechtes kleines Monster, das einen nachts nicht schlafen lässt, einem
morgens zum Aufwachen die kleinen Messerchen mit regelmäßigen
Knetbewegungen ins Gesicht bohrt, dir die Haare von der
Kopfhaut reißt, einem mit voller Wucht in den Spaßbereich springt, auf
der Blase rumtrampelt, quäst, bis der Arzt kommt (also lautstark
herummaunzt oder bellt, whatever), Blumenvasen kaputt schmeißt, Bilder
von der Wand holt, das Erdreich aus den Blumen rupft
und in der Wohnung verteilt, einen nicht in Ruhe die Notdurft
verrichten lässt, permanet von hinten auf die Lisbeth springt, sich
wie ein hammerkranker in der Kackdose (Katzenklo) suhlt – UND – eben
DINGE verschwinden lässt.
Ja, das ist der Hund. Deswegen heißt der Hund bei
uns eben Hund oder auch gerne „Schuld“. Er ist eben an allem Schuld.
Nicht Billy, Nicht Harvey, es ist Frieda. Das Hündchen.
Die Lisbeth – auch Biese genannt, also die Katze,
die heißt alternativ auch „Vorwurf“, weil sie immerzu wie der lebende
Vorwurf vorm leeren Futternapf sitzt. Mir geht gerade so durch den Kopf,
vielleicht versteckt ja der Hund auch das Futter
vom Vorwurf, so dass dieser nichts zu essen hat. Hmh, nee, kann
eigentlich auch nicht sein, dafür ist der Vorwurf zu wohlgenährt.
(Cordula, das ist doch WINTERFELL!)
Gut, das Vorwurfsfutter nicht.
Aber die anderen Dinge.
Es fing an, mit dem Kartenlesegerät für die
Digitalkamera. So schlimm ist das nicht, ich weiß, die Dinger kosten
nicht die Welt. Blöd nur, dass in diesem Gerät auch die Speicherkarte
mit 36 GB steckt, auf der all unsere Urlaubsfotos gespeichert
sind. So knapp 1400. DU HAST DEN FARBFILM VERGESSEN, MEIN MICHAEL!
(würde die Hagen dazu sagen)
Ganz toll, Hund.
Dann kam die E-Zigarette. Gut, sicher soll das ein
Zeichen sein. Rauchen ist ungesund , egal WAS für Zigaretten, macht
faltig und hässlich und komische Geräusche beim Ein- und Ausatmen,
früher oder später. Also lass es einfach sein, Kind.
Die E-Zigarette ist weg. Gut so.
Danke für die gutgemeinte Unterstützung, Hund.
Der Mietvertrag.
Doch, ihr lest richtig. Der Mietvertrag. Auch der
ist weg. Wieso ich das weiß, dass es der Hund war? Weil ich den Hund nun
schon mehrfach dabei erwischt habe, wie er Papiere in der Wohnung von A
nach B geschoben hat. Oder auch mal hinter
den Schrank. Und da es ja Imagine- Harvey und Billy Mahony nicht sind,
und ich genau weiß, wo ich den Mietvertrag hingelegt hatte, kann es ja
nur noch der Hund sein.
Supi, Hund.
Ok, Lesegerät weg, Speicherkarte weg, E-Zigartte weg, Mietvertrag weg. Innerhalb eines Monats…Das geht noch.
Dann kam die Kette. Ein Geschenk für eine Freundin. Eine schöne Kette. Überraschender Weise ist auch diese weg.
Großartig, Hund.
Das Baguette habe ich bis heute nicht gefunden. Das
Baguette, das der Hund irgendwann nachts vom Schrank gerupft hat und
wild damit in der Wohnung rumgetobt hat.
Echt cool, Hund. Irgendwann wird das Baguette ja
leben und mir von selbst entgegengekrochen kommen. Vielleicht hat es
dann ja sogar noch ein paar Dinge huckepack. Wer weiß das schon.
Die Haarbürste. Hund, mit der Haarbürste bist du zu
weit gegangen. Die Bürste brauche ich – ich brauche sie mehr als all
die vorbenannten Dinge. Nein Hund, NICHT DIESE teure Bürste!!! Du
kommst ins Tierheim… (natürlich kommt der Hund nicht
ins Tierheim, da hab ich ihn doch her!!!! Aber ich dachte mir, ich muss
wirklich mal Sanktionen androhen!!!!)
Und das Hühnerbein. Auch das Hühnerbein dürfen wir
nicht vergessen. Mein Schatz hat sein Essen komplett abgenagt,
eigentlich war da eh nichts mehr zu holen.
Aber der Hund hat es nachts dennoch aus der
Mülltüte geholt, um es einfach mal sicherzustellen - und – gottseidank hat der Vorwurf, dessen Napf schon
länger als 5 Minuten leer war, das Hühnerbein im Hungerausch gefunden
und dann im Wohnzimmer zerlegt. Sonst würde ich
es dann wahrscheinlich beim Auszug finden, in irgendeiner Schatzkiste,
die der Hund sich angelegt hat: Bei Farbfilm, Lesegerät, E-Kippe, Kette,
Mietvertrag, Haarbürste, Baguettes, Dekoengeln und was weiß ich , was er bis zum
Auszug noch alles dorthinschafft.
Und er guckt dich dann so an:
Und? Was soll ich sagen? Es geht nicht. Du kannst
dem Tier nicht böse sein. Es ist nicht möglich. Obwohl deine
Urlaubsbilder weg sind, der Mietvertrag, der Schmuck, die Deko, das Essen, das
Lesegerät und sogar die Haarbürste!
Und dann springt er auf die Vitrine, setzt sich vor
die Orchidee, pult nach und nach das komplette Erdreich raus, springt
damit wieder runter, je mit einem Brocken im Mund und schiebt es nach
und nach unter den Teppich (da bekommt doch
der Begriff „untern Teppich kehren“ mal eine ganz andere Sichtweise)
und du sitzt da, rollst zunäcähst mit den Augen und dann den Teppich das gefühlte zweihundertste Mal wieder auf, um dich nochmals zu vergewissern, ob nicht doch dort die Dinge gelandet sind.
Sind sie nicht. Die Dinge sind weg. Und ich bin
nicht böse. Ich kann nicht böse sein. Es geht einfach nicht. Die Option ist schlicht nicht gegeben.Vielleicht
sollte ich mal bei ebay schauen…..
DU KANNST EINFACH NICHT BÖSE SEIN. NICHT EINE SEKUNDE LANG.
Schuld und Vorwurf, wir lieben euch wie unser Leben - trotzdem……. oder gerade deswegen!
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