Montag, 28. November 2016

Nicht dein Tag oder warum Murphy niemals Feierabend hat....



Das kennt ja nun wirklich jeder, wenn irgendwie alles gegen einen ist..Kommt vor. Hochnormal.  Aber kann das jemand so konsequent wie ich? Ich nehme mal so einen Tag, der einfach nicht mein Tag ist: "Dann fang mal an..."würde Bruce Darnell beim Supertalent sagen.
Es soll ein durchorganisierter Tag werden: Einer, an dem einfach mal alles läuft, an dem ich alles so gut vorbereitet habe, dass einfach alles mal reibungslos läuft. LÄUFT. Schon abends tue ich etwas, das ich mehr als selten tue. Ich schaue mir die Wettervorhersage an, um mir im Anschluss schon Gedanken über die alles entscheidende Frage am Morgen zu machen: "WAS ZIEHE ICH AN?" Damit kann ich ja normaler Weise schon Stunden verbringen und muss dementsprechend Zeit einplanen. Diese Zeit könnte ich aber nutzen, indem ich einfach noch ein bisschen länger schlafe. Also: Guter Plan.
Ich lege mir die Klammotten schon so zurecht, dass ich wirklich einfach nur noch reinschlüpfen muss. Clothing to go sozusagen. Easy.
Ich habe eine total schlechte Nacht, irgendwie ist wohl Vollmond oder so etwas und ich kann einfach nicht schlafen. Dann am Morgen der Wecker: Ach du Scheiße. Ich hasse dieses Geräusch, ich kloppe noch gefühlte 10 Mal auf sie Snooze-Taste, um die Kulpen noch je 10 Minuten wieder schließen zu können. In der Zeit hätte ich mich natürlich auch mit der "Alles Entscheidenden" befassen können. Aber gut, stellen wir uns mal vor, ich hätte schlecht geschlafen UND die Alles Entscheidende noch nicht vorbereitet. Alptraum. Trotzdem bin ich total müde. Noch im Halbschlaf, als ich um 8 statt um 7 aufstehe. Na, großartig. Ich quäle mich aus dem Bett oder der Hund, der ja eine Katze ist, quält mich raus, weil er Knaster hat.
Ok- aufstehen....Schlaftrunken wankele ich in die Küche - und tscchrrrrrt....was ist das Weiches unter meinem Fuß? Die Katz hat gekotzt und ich steh mitten drin. Herzlichen Glückwunsch. Naja, wenigstens bin ich jetzt wach. Also wirklich wach.
Schnell ins Bad, das Erbrochene eliminieren. Und? Was soll ich sagen? Das Wasser ist abgestellt. DIe haben doch tatsächlich und allen Ernstes das Wasser abgestellt, ohne die Bewohner vorher zu informieren. Was ist das denn? Gut, dass wir stolze Eigentümer eines Soda Streams sind, den ich abends vorbereitet hatte, so dass ich mich mit dem bisschen MIneralwasser waschen kann. Naja, waschen - sagen wir : ich benetze meine Haut mit Feuchtigkeit. Ich kann ja schlecht darauf warten, dass das Wasser irgendwann wieder angestellt wird, ich  bin eh schon zu spät dran, was weiß denn ich, wann die fertig werden. Ich muss ja pünktlich zur Arbeit.
Das Tier abfüttern, ein bisschen durchschmusen und dann ins Bad....Auf die Personenwaage. Das ist so ein Kontrollzwang, den ich nicht erklären kann, er nutzt eh nichts, das weiß keiner so genau ,warum Frauen sowas unentwegt tun. Meine Waage grinst mich an: Bitte nur einzeln auftreten. Na, danke fürs Gespräch und ich soll jetzt das kurze Kleid,  das ich mir rausgelegt hatte, anziehen? OK, ich hab es so entschieden, also mache ich es auch. Da ich aber im Kopf diese fiesen Worte meiner Waage habe, ziehe ich es natürlich doch wieder aus, nachdem ich mich 21 mal im Spielgel von vorn und hinten angesehen und schlussendlich eine Münze geworfen habe: "Sollst du dieses Kleid anziehen? - Nein, sollst du nicht. AUF KEINEN FALL." Tolle Wurst. Jetzt geht sie los, die Odyssee jeden Morgens, warum hab ich mir eigentlich die Klammotten zurecht gelegt? Gottseidank hab ich immer einen Plan B und finde, nachdem ich das Bett mit allen Versuchen übersät habe, Reisverschlüsse zersört habe, Farben gehasst, Jahre später, auch eine Alternative. Trotzdem: Irgendwie fühle ich mich, wie Tine Wittler auf Kortison.
Aber: Ich bin angezogen. Das ist ja schon mal was.
Wider Erwarten ist noch etwas Zeit und wenn ich mich schon fühle, wie ne Qualle in Aspik, dann will ich wenigstens die Haare schön haben. Glätteisen. Sehr fein. In akribischer Feinstarbeit glätte ich meine Haare. Na, geht doch. Ich fühl mich jetzt schon ein bisschen besser. Es dauert echt lange, bis meine langen Haare glatt sind, da sie naturgelockt sind, aber jetzt sind sie glatt und ich fühle mich ganz gut. Noch liegt mir ja der Tag zu Füßen....
Ich verlasse das Haus. Und was soll ich sagen, in dem Moment, also wirklich zur Sekunde, als ich runtergehe, fängt es an, zu regnen. Es regnet auch nicht einfach nur so...Es regnet gegen mich. Gegen mich heißt, es regnet so, wie in der Truman Show, egal wo ich stehe, oder wohin ich ausweiche, exakt dorthin prasselt es wie aus Eimern. Bis ich im Auto sitze, bin ich nass und meine Haare sind wieder lockig. Wozu habe ich die geglättet stundenlang??? Naja, was soll's...Ich will losfahren. Eine Mitbewohnerin blockiert die Ausfahrt und es ist keine Spur von ihr. Ich kann also nur warten. Warten auf Godot. Oder so. Was ein Start in den Tag.
Ich komme zu spät zur Arbeit. Nicht sehr, aber zu spät ist zu spät. Glücklicher Weise ist niemand streng mit mir ob dessen.
Dann kommt ein Kompliment meiner Kollegin. Es ist das Kompliment schlechthin, das Kompliment des Jahres. Als ich reinkomme, sagt sie: Wow, Cordula, du siehst total toll aus, in deinem Outfit, wirlich so richtig toll, ganz ganz toll, und noch während ich denke "na, dann hat sich der Aufwand ja gelohnt", fügt sie hinzu: "Du siehst FAST so aus, als ob du schlank wärst...."
WHAT? Da war sie wieder, die Bridget Jones, die auf der Familienfeier und auch sonst einfach nur ablost.
Aber gut, kann ja nur noch besser werden. Als ich mich bücke, um mein Handy aus der Tasche zu holen, sehe ich, dass ich zwei verschiedene Stiefel anhabe. Und eine Riesenlaufmasche, die eindeutig darauf hinweist, dass sie schon am Poppes losgeht. Oh Gott, wie peinlich.
Der Arbeitstag ist unspektakulär, bis auf eine nicht funktionierende Frankiermaschine, die mich viel Zeit und Nerven kostet. Und die Stiefel. Und die Laufmasche. Und das Fast-Aussehen, als sei man schlank (unausgesprochener Nebensatz -"weil man ja eigentlich dick ist".....)  Irgendwie habe ich echt Respekt vor der Macht dieses Tages und entscheide, früh Feierabend zu machen. Besser ist das, wer weiß, was noch passiert: Dass ich mich mit meinem Mädchennamen melde, am Telefon oder den Chef versehentlich duze, manchmal ist es einfach besser, zu wissen, wann man gehen sollte. Also gehe ich früh. Ich hab auch noch genug zu tun, zuhaus.
Zuhause kann ja auch irgendwie nicht so viel passieren, oder? ODER?
Ich habe die  grandioseste Idee ever: Ich werde jetzt unseren Flug buchen, für unseren Urlaub 2017. Gott, wie ich mich darauf freue. Unterkunft ist schon gebucht, Urlaub ist genehmigt, zack, da kann man doch mal was tun, was einen hochbringt.
Internet. Ich fahre den Rechner hoch...Aufgeregt vor Vorfreude. Mitten in der Buchung sagt mir der Kasten, dass ich ja lange kein Update gemacht habe, und er jetzt mal gar nichts mehr macht für mich. "Hey, du Vogel, hast  du dich mit der Waage abgesprochen? Ihr sabotiert mich! BEIDE!"
Ich mache dir Balkontür auf und lüfte mal durch. Inzwischen läuft immerhin das Wasser wieder und ich kann mir einen Kaffee kochen. Das wird helfen.
Keine Milch mehr da...aaaagggghhhhhhh......Warum hab ich daran nicht gedacht?? Ich stehle die Milch der Katze, die KATZENMILCH - und bevor ihr jetzt alle euer Befremden äußert: DIe kann man auch als Mensch trinken, die ist einfach nur Laktosefrei. Damit die Katz keinen Durchfall bekommt. Gut, wenigstens kann ich keinen Durchfall bekommen, ich fange an, mich über die kleinsten voraussichtlichen Highlights zu freuen.
Als ich ins Wohnzimmer zurückkehre, höre ich die Katze schreien (und die kann wirklich richtig schreien). Sie ist ausgebüchst und sitzt auf dem Dach und heult. Wie konnte es dazu kommen? Wir haben alles so gut abgesichert, dass sie zwar rauskommt, aber nicht wieder rein. Läuft. Ich pflücke das Tier vom Dach, verdrehe mir dabei den Arm und gehe zurück an den Rechner. Balkontür zu. Wenigstens hat sich der Rechner mittlerweile beruhigt und ich komme ins Netz. Und auf die Seite dieses Anbieters (ganz seriös, so sagt man).
Ich gebe alles ein, Personendaten, Flugdaten, Kreditkartennummer, eben alles. Und klicke dann auf "kaufen". Das Ding reagiert nicht. Normalerweise müsste doch jetzt ein Fenster aufgehen, mit dem, was als nächstes zu tun ist. Geht aber nicht. Gar nichts geht. Gut, hängt er wohl wieder. Ich klicke nochmal auf kaufen und nochmal und nochmal. Irgendwann denk ich "hmh, und wenn du jetzt doch gekauft hast? Dann hast du gerade dein Kreditkartenlimit überschritten und trotzdem noch keinen Flug. Ach, wie slight waren doch die Probleme mit den zu engen Klammotten, den verkehrten Stiefeln und den nach hinten losgegangenen Komplimenten. Und dem Regen. Und der Frise. Und dem Wasser. Riecht eh keiner mehr, dass du stinkst."
Nicht.Mein.Tag.
Aber er ist noch nicht zuende. Ich rufe da an.....OMG, das ist irgendwie in Belgien oder Holland oder Usbekistan. Es meldet sich ein Franzose mit gebrochenem Englisch. Gut, dann fällt ja mein nicht perfektes Englisch auch nicht weiter auf. Ich muss nun schildern, was passiert ist. Auf Englisch. Und ich muss meine komplizierte mail-Adresse durchgeben. Und buchstabieren. Rafft der das? Er wiederholt sie nicht , sagt aber , alles ist gut. Es würde aber natürlich schon zu diesem Tag passen, dass ich 5x einen Flug gebucht habe, und auch bezahlen muss, den ich nie antreten darf. Ich krieg die Mommsen.
Seitdem checke ich übrigens bis heute täglich mein Kreditkartenkonto. Bisher ist alles sauber. Meine Nichtbuchung in Gottes Gehörgang.
Ich buche also bei Germanwings direkt. Funzt. Schauen wir mal, wieviele Leute ich dann noch mitnehmen kann, nach Kreta, im Sommer 2017.
Eigentlich mag ich das Haus gar nicht mehr verlassen heute....Aber ich muss. Ich brauche noch Katzenfutter und Toilettenpapier. Hätte ich daran nicht gedacht, wäre das nächste Desaster vorprogrammiert: Auf der Toilette sitzen und kein Toilettenpapier haben. Fehlt noch.
Jetzt muss ich ja aber erstmal was anders anziehen.  Die Klammotte, in der ich FAST so aussehe, als sei ich schlank, lass ich natürlich an. Aber die Schuhe. Ich brauche ja nun andere Schuhe, also im günstigsten Fall zwei gleiche. Kriegen wir hin. Einfach mal konzentrieren.
Hab ich doch so schöne Stiefeletten geschossen, ja , bei Lidl...Online. DIe sind richtig schick und trotz ihres echt hohen Absatzes sehr bequem. Nehmen wir. Und GO: Einkaufen, passt alles, außer dass ich natürlich auch keinen Cent in der Tasche habe, aber darüber wollen wir uns jetzt mal wirklich nicht aufregen im Zeitalter der EC- und Kreditkarten. Wenn mein Konto nicht wegen 3000 Euro Fllugbuchugnskosten gesperrt ist, sollte das ja kein Problem sein.
OK. Einkauf unfallfrei hinbekommen. Nach haus. ist schon dunkel. Wir haben quasi Winter.
Ich komme nach Hause....Es ist relativ spät für so einen Tag und ich bin sicher, dass so viel jetzt icht mehr passieren kann. Aus dem Auto. Natürlich habe ich deutlich mehr eingekauft, als ich eigentlich wollte. Auch hochormal.
Und dann steht da tatsächlich einer am Straßenrand und fragt mich: "Möchten Sie Zeuge Jehovas werden?"
Was bitte soll ich dazu sagen? "Tut mir leid, ich hab den Unfall gar nicht gesehen."? Ignorieren.
Sämtliche Tüten und Taschen baumeln an meinem Arm. Ich steige aus...Laufe los. Und da ist es - dieses fiese fiese fiese Bodengitter, dass mich angreift. Nichtsahnend und strammen Schrittes bleibe ich mit meinem rechten High Heel Stiletto im Gitter stecken. Whhhhahaaaaa!  Ich rackele mit dem Fuß rauf und runter, nichts aber auch gar nichts bewegt sich. Ich stelle meine Handtasche ab um einen Schritt nach vorn zu machen, mit dem freien Fuß - und - zack - bleibt der auch noch stecken. Und da steckt sie nun, die Cordula, beide Stilettofüße mit einem fast schlank aussehenden Körper im Gitter am Boden und es geht nicht mehr vor und nicht mehr zurück. Ich bin kurz davor, zu schreien. Ich muss zugeben, man hätte jetzt auch drauf kommen können, einfach die Schuhe auszuziehen, aber ich seh auch nix. Stattdessen hüpfe ich hoch, das Gitter an beiden Füßen und robbe mich irgendwie springend zum Hauseingang. Denn dort erwartet mich wenigstens der Bewegungsmelder: Es werde Licht. Es ward Licht, aber die Schuhe kamen einfach nicht aus dem Gitter. Dann zieh ich die Schuhe aus und gehe mit den im Gitter steckenden Schuhen hoch. Und prokele sie raus. Eine Stunde. Schuhe kaputt. Ich werfe sie in die Ecke und stelle fest , dass es Zeit ist, sich auf den neuen Tag vorzubereiten: Tagesschau sehen, Wettervorhersage schauen und Klamotten rauslegen. In denen ich aussehe, als sei ich schlank, mit passenden Schuhen und OHNE Laufmasche.
ich höre ein Piepsen in der Wohnung. Ein Vogel? Was ist das? Oh man, der arme Vogel, hat die Katze einen reingeschleppt von ihrem Ausflug auf das Dach? Wo ist der jetzt? Ich muss ihn retten...Ich durchsuche die ganze Wohnung. Unterm Sofa, unterm Bett, in der Waschmaschine, eben überall. Nach einer Stunde stelle ich fest, dass es kein Vogel ist, sondern die Batterie des Rauchmelders, die leer ist. Tag gerettet?
Aber es gibt noch was zum Freuen: Mein Mann hat ja wieder vorgekocht für mich. Großartig. Wenn ich ja eh nur maximal so aussehe, als sei ich schlank, kann ich jetzt auh noch von dem leckeren Essen essen. Ops, nein, kann ich nicht. Ich hatte es morgens mit zur Arbeit genommen und dort liegt es auch noch. Im Kühlschrank. Auf der Arbeit. Ganz allein.
Ich  beschließe, auch wenn ich es hasse, mir nochmal die Haare zu waschen, zu föhnen, zu glätten, in der Hoffnung, dass es morgen einfach mal nicht regnet.
Im Bad: Es ist 20:45 Uhr. Jetzt kann nichts mehr passieren. Es geht einfach nicht. Murphy hin, Murphy her, irgendwann ist mal zappo.
Ich bin fast fertig und sicher, morgen wird ein besserer Tag. Das Handy klingelt. Mein Mann. Gut. Jetzt kann ich von meinem Tag erzählen. Ich gehe ran, das Smartphone fällt mir aus der Hand und landet, wie der Nutellatoast natürlich auf dem Display. Ich höre noch, wie mein Mann ruft: "Was ist passiert?"
Ja, was ist passiert? Ich hab eine neue App. Die Spider-App. Sieht schick aus. Fast so frisselig, wie meine Haare, die ich jetzt auch keinen Bock mehr hab, zu föhnen.
Und ich schwöre: Nie wieder nehme ich mir vor, alles perfekt vorbereiten zu können. es geht eh in die Hose. Wenn Murphy meint, er muss dich latzen, dann tut er das. Wenn es ein Tag ist, an dem du einfach Scheiße aussehen sollst, dann ist der so, wenn du stecken bleiben sollst im ganzen Tag, dann bleibst du stecken. Es ist wie es ist. Und ich wette, wenn ich jetzt den Blogspot poste, geht sogar das schief. Und ich wette, ich kriege trotzdem Durchfall. Trotz Katzenmilch.
Manchmal.Einfach.Nicht.Dein.Tag.
Gruß an Murphy.

Donnerstag, 28. April 2016

Teile dies, wenn.....oder warum mich der Hype nervt....

Teile dies, wenn...oder warum mich der hype nervt....

So, hier ist mal wieder einer fällig...Hat ja auch lang genug gedauert....

Ich befasse mich auch irgendwie gerade nicht mehr so intensiv mit Facebook. Heut möcht ich mich aber mal befassen, weil ich in jüngster Vergangenheit Dinge beobachte, die mich aktuell wirklich amüsieren.

Facebook ist ja nun ein SOZIALES NETZWERK...und dient neben der Verbreitung von Informationen natürlich auch schlichtweg der Unterhaltung. Und Unterhaltung ist ja generell erstmal  gut. Jedenfalls wenn man Langeweile hat. Auch wenn man nicht oft Langeweile hat, manchmal hat man eben Langeweile. Und dann ist das wirklich gut.

Ich hacke sowieso nicht auf Facebook rum, auch nicht alle zwei Wochen auf den Geschäftsbedingungen oder Neuerungen, schließlich bin ich da ja Member und habe mich selbst  dort angemeldet. Und ich bin erwachsen. Ich könnte mich also ja auch ganz einfach wieder abmelden. Geht. Geht, wenn's einen nervt.
Nervt mich aber gar nicht. Ich hab gar nichts gegen Facebook - bin ja auch dabei -  ich nutze whats app,  von mir bekommt der Zuckerberg sogar einen Orden, denn ohne Facebook hätt ich nicht meine große Liebe wieder gefunden.
Und ich like und teile bestimmt auch jede Menge Kernschrott. Machen wir ja fast alle - mehr oder weniger.

Was aber genau ist da los, dass man immer auf Kommando alles teilen muss, um zu beweisen, dass man so oder so tickt. Oder was für ein Tier man wär, wenn man eins wär, oder wer der Seelenverwandte ist, oder wen man im nächsten Leben heiratet? Oder welches Stofftier am besten zu einem passt oder welches Ikeamöbel oder whatever?

Also, das sieht dann so aus: Teile dies, wenn du stolz bist, Kinder zu haben. Ich hab ja ma selba keene Kinder, also kann ich das auch schlecht teilen. Und die, die Kinder haben? Natürlich sind die stolz auf ihre Kinder, wenn das nicht gerade Schwerverbrecher geworden sind.Wär ja schlimm, wenn nicht. Sind die das nur, wenn die das dann teilen? Reicht es nicht, wenn man das für sich weiß? Mein Vater ist auch bei Facebook, er hat sowas noch nie geteilt. Ist der jetzt nicht stolz auf uns? Hmh, krass. Dann muss ich mir Gedanken machen. Mein Vater liiiieeebt mich nicht.....

Teile dies, wenn du deine  Eltern liebst, oder Oma, Opa, Tante, Onkel, Schwippschwager....Natürlich liebe ich meine Eltern, und die anderen auch; aber wenn ich es nicht teile, dann gebe ich ja quasi zu, dass ich es  gar nicht tue. Das tut mir leid....Ich bin ein schlechter Mensch. Oder sogar katatonisch. Denn ich bin dieser Aufforderung ja nicht nachgekommen.

Ich würde so vieles teilen, so schöne Bilder, aber sobald diese Aufforderung drunter steht "Teile dies, wenn...", dann ist es irgendwie vorbei.

Teile dies, wenn du gegen Tierquälerei bist. Nicht viele sind  so gegen Tierquälerei wie ich, aber muss ich das dadurch beweisen, dass ich die Aufforderung dazu teile und damit wieder andere nötige, das auch zu tun? Muss ich? Echt? Dann bin ich wohl doch ein Tierquäler, im Tiefsten meines Inneren. Tut mir light.  Amüsanter noch finde ich diese Geschichten, in denen man diese Tests macht. Man ist dann abgebildet..und dann GO ...und dann "rechnet" mir diese Funktiom auf FB aus, wer meine wahrer Seelenverwandter ist...Wissen die das besser als ich? Krass.

Was für ein Tier, wärst du, wenn du eins wärst? Tja, was wär ich für ein Tier? Im Winter bin ich Murmeltier, im Frühjahr ein Wiesel und im Sommer ein Wal , den Greenpeace am Strand wieder ins Wasser zieht. Und im Herbst bin ich ein Faultier...Das kommt aber gar nicht vor. Und wenn man diese Tests startet, sind sie ja auch flugs veröffentlicht. Und ich bin dann wahrscheinlich ein Opossum in Australien. Oder ein vom Eukalyptus bekiffter Koala.

Wie lange wird meine Liebe halten? Wissen die auch. Die wissen alles. Echt mal, die wissen einfach alles. Was wäre mein wahrer Beruf? Den Test mache ich auch lieber nicht, nachher kommt dabei raus, dass ich eigntlich Lagerfacharbeiter hätte sein müssen, obwohl ich doch viel lieber lesen würde, dass meine wahre Profession natürlich entweder Staranwältin oder Model wäre (Ok, Model für Arme)...Deswegen will ich das gar nicht wissen. Will ich nicht. Ist nicht zielfördernd.

Oder - auch schön: Mit wem wirst du zusammen alt? Na, ich hoffe doch, mit meinem Mann. Jetzt sagt mir dann aber FB, dass das gar nicht so ist, sondern, dass ich alt werde mit meinem imaginären Freund Harvey...Macht auch nichts, der kann ja gerne mitkommen, aber wo bleiben meine Leute dabei?

Wer wird dich nie enttäuschen? Tja, wenn man das mal so wüsste. Ist das eine Vorhersehung, dann mache ich diesen Test natürlich, denn dann bin ich ja vor ALLEN anderen vorgewarnt....
Hab dann auch direkt nur noch diesen einen Freund auf Facebook (hab ich vllt. nach diesem Blogspot  sowieso :-))

Wirst du einmal reich sein? Eher nicht, das weiß ich auch so, ohne den Test, aber selbst wenn dabei rauskommt, dass ich mal ein tolles Haus haben werde, viele Autos und meine nicht wirklich vorhandenen Kinder wie bei Peter Fox Cricket auf dem Rasen spielen, es  ist wie es ist: Der Mist ist immer da, auch wenn du den Bauernhof wechselst.

Wie siehst du in 20 Jahren aus? Aha, wissen die auch. Toll natürlich, ich habe keine Falten und bin null gealtert, habe 35 Kilo abgenommen und bin sportlich trainiert. Auf meinem Poppes kann man ein Bierglas abstellen...im Stehen versteht sich. Ah ja.

Welchen Star bist du am ähnlichsten?
Tja, morgens fühle ich mich wie Bridget Jones, mittags wie  Rambo  und abends wie Tine Wittler auf Kortison. Und nachts? Nachts fühle ich mich am wohlsten, so wie ICH. aber ich bin ja kein Star. Jedenfalls noch nicht.
Das gibt FB aber nicht her. Ich bin dann einfach nur wie Amy Winehouse oder Winnetou. Läuft.

Welches ist mein wahres Urlaubsland? Malediven, Mallorca, Türkei, Helsinghausen (komisch, Helsinghausen haben die gar nicht im Angebot, und das, wo ich mich da so gern rumtreibe...)
Mein wahres Urlaubsland ist und bleibt Griechenland und das Erstaunlichste dabei:  Ich weiß das von ganz allein. Im Juli geht es los. 2 Wochen, für den Fall, dass ich es noch nicht erwähnte.....
Was kommt da jetzt noch? Wieviele Kinder hättest du, WENN du denn welche hättest?
Mit welchem Schauspieler würdest du dich gern mal treffen?
Was denken deine Freunde wirklich über dich?
Welches Haustier passt am besten zu dir?
Welches ist dein Lieblingsgericht, von dem du noch nichts weißt?
Was ist dein wahres Ziel im Leben und
werden deine Freunde sauer sein wegen dieses Posts?

Wenn ich Kinder hätte, hätte ich sicher mindestens  zwei. Ich wäre auch stolz auf sie und würde es ihnen  selbst direkt sagen...
Wenn ich je die Gelgenheit haben sollte, einen Schauspieler zu treffen, nehm ich gern den Hape Kerkeling, der einfach ein bewundernswerter Mensch mit Intelligenz, Empathie und Witz ist..

Meine Freunde? Die denken vermutlich "Die hat nicht alle Kerne im Kürbis",aber genau deswegen sind das meine Freunde: Die dürfen das denken! Und mögen mich trotzdem.

Am  besten zu mir passt mein Ehemann, der mich versteht, mit Worten, aber auch ohne. Lachend und weinend, der mich zum Lachen bringt , wenn ich es brauche und mich runterholt, wenn ich zu euphorisch bin.

Haustiere gibt es viele, ich mag sie alle, ich hätte Schildkröten, Hunde, Pferde, Katzen, Hühner und auf JEDEN FALL Schweine. Wenn ich denn den Test mit dem Geld bestanden und viel Geld hätte. So bleibt es bei den Kazten und ich weiß das  von ganz allein. Ohne Test.

Mein Lieblingsgericht wären sicher Nudeln, wenn ich sie denn essen würde. Ich esse aber keine Nudeln, warum auch immer, ich war einach nie ein Nudelkind. Aber davon weiß ich ja vllt. nur noch nichts....Sind ja noch ein paar Donnerstage Zeit. (um Nudeln zu essen trainieren)

Und mein wahres Ziel im Leben? Schlägt mir nicht  der Test auf Facebook vor, auch das weiß ich von ganz allein: Ich brauche keine Reichtümer, keine Bauernhöfe, keine Autos, keine Stars...Ich will einfach nur ,dass alles so bleibt wie es ist und ich weiter leben, lieben und mit meinen Freunden lachen kann...auch wenn der eine oder andere JETZT sauer ist, wegen dieses Posts.

In diesem Sinne : Satire aus.



Dienstag, 13. Oktober 2015


Warum auf English einfach alles besser klingt   - oder "ich hasse diese verfuckten Anglizismen"


Also ,es ist ja so, dass ich mulit-kulti wirklich liebe. Und mein Englisch ist auch nicht das Schlechteste..und ich bin ja selbst eine von denen, die immer alles mögliche  englisch benennen. Aber irgendwie  ist manches dann doch Too Much und ich bin  in meinem Alter obviously teilweise überfordert mit unserem innovativen Sprachgebrauch.


Ich mein, es sieht ja auch immer tausend mal wichtiger aus, wenn man englische Begriffe wählt, und es hört sich besser an, and more business-like,  keine Frage. Aber muss einem denn wirklich so jedes Wort deutscher Herkunft peinlich sein? Muss es? Wirklich?
Ok, dann geht's jetzt mal los mit "learning by doing".

Früher - als ich meinen Bürojob erlernte, hatten wir einfach Besprechungen. Heute gehste natürlich in ein Meeting. Ein Meeting...Hmh. Ein Meeting ist für mich ein Treffen, vielleicht mit Freunden oder meiner buckligen Verwandtschaft. Nee, jetzt sind das die Besprechungen uffe  Schicht. In denen geht es dann um Gender Main Streaming- mit dem Beamer und der hub-gepatchten Verbindung zum Internet. Hab ich jetzt den Backslash vergessen beim Schreiben? Backslasch....Hashtag...Was ist so furchtbar daran, einfach Schrägstrich oder Raute zu sagen?Ok, das ist uncool...Unkühl...verstehe.

Die Ergebnisse der Besprechung - des Meetings - werden dann im Sharepoint geteilt, im Teilerpunkt, und die Fotos in die Dropbox gestellt. Vom Notebook aus, also vom Notizbuch. Oder Laptop. Vom Rechner halt. Die Facility Manager haben alles vorab organized: Flipcharts, White Boards, Conference Corners. Stand vorher alles auf ihrer To-Do-Liste. Im Task-Manager.... Auf ihrem Aufgabenzettel, herrgottnochmal. Per Outlook mitgeteilt, per Ausguck also.
Man könnte das auch alles einfach auf Deutsch sagen. Klar, Englisch ist Weltsprache und wenn einer kein Problem damit hat, dann ich. Aber manche Dinge versteh ich dann auch einfach nicht mehr, die jungen Leute, die Upcomer, können das natürlich deutlich besser.....und dann stehste da - und fängst an zu googlen - also die Suchmaschine zu bedinen. (ok, ja, Google isn Eigenname, angekommen)  Im Internet. Geht ja alles, kein Problem, aber was, wenn einer jetzt mal echt nicht so gut englisch kann? Oder am Ende kein Internet hat? Also nicht online gehen kann? NIcht auf Linie...Damit fing ja sowieso alles an, mit "Please hold the line" in der Telefonleitung...Bitte halten Sie die Linie...Ja, und der, der nicht online ist, Ist der dann fürs öffentliche Leben komplett ungeeignet?
 Nach dem Job, also nach der Arbeit gehste vom Office raus zum  chillen, hang out, WHATEVER (irgendso was.) Der eine oder andere geht in den Pub am Abend. in den Pup? Vorher hat er vielleicht noch im Drugstore ein paar Dinge eingekauft. Im Drugstore? Drogenkaufhaus? What is it?
Oder das Warenangebot, über das wir uns informieren: Frauen kaufen Shapeware in nude...
Shapeware in nude klingt natürlich definitv besser als "Bauchweg-Schlüpper" in Hornhaut-umbra. Ist aber dasselbe.Oder der Body. Leute, ganz ehrlich - ein Body ist einfach ein Korsett. Aus die Maus. Hört sich aber nicht gut an. In den Katalogen der 60er Jahre stand das auch noch so: Korsett, hochhackige Schuhe, Röhrenhosen und falsche Wimpern.  -  Body,  High Heels, Leggins, dazu false Lashes....Dann biste hipp gestylt. Also du bist einfach aufm Laufenden zurecht gemacht.Adrett geleidet sagte man früher.
Im Urlaub, den wir online gebucht haben, mit unserer Credit Card (Kreditkarte klingt doch gar nicht so viel anders), gehen wir nach dem Wellness und dem Work-Out mit unserem Personal Trainer (das ist der persönliche Trainer, aber spätestens seit Madonna ist der Begriff out -also aus) in die Beach Bar, nachdem wir bei Rent-a-Car ein Auto gemietet haben... Ja, "Rent" ist mieten, hat nichts mit Rente zu tun. Hat aber auch schon so mancher falsch (false) verstanden.
Wenn wir zurück fliegen, machen wir auch hier den Check in und legen die Boarding Card vor.
Ready for take off....
Aus der Vacaition zurück  haben wir alle unsere ups and downs, nicht einfach Hochs und Tiefs, manch einer leidet gar unter Burn out, man könnte auch sagen, er ist schlicht aussgebrannt. Klingt aber doof. Doesn't sound well. (so to say).
Das daran geknüpfte  Coming out oder Outing ist auch gern genommen...ich oute mich jetzt mal: ich "ausse" mich. Ich komme raus. Woraus eigentlich?Ich schreibe meinen Blogspot....das ist ein Internet-Tagebuch-Punkt. Issn bisschen lang, seh ich auch so. Und Blogspot klingt auch einfach besser. Aber weiß wirklich jeder, was genau das ist?
Liest das  dann am Ende kaum einer, weil er nicht weiß, was es damit auf sich hat?
und wieso nenn ich den" happinessasajourney" statt "Glückseeligkeit als eine Reise"? Weil's einfach besser klingt- und so sehr mich das im Alltag manchmal nervt, ich muss einknicken und zugeben:
Diese verfuckten Anglizismen haben einfach den hipperen Sound..Und "verfuckt" möchte ich sowieso nicht übersetzen ins Deutsche, das wär hochunanständig.....ich hab's begriffen.....Definiteley!

Satire off
http://www.hebbelschule-kiel.de/Fachschaften/images/englisch.jpg






Donnerstag, 3. September 2015

Warum bei der Telekom einfach immer NICHtS geht oder einfach wie früher "Tach, Post"


Wer kennt sie noch, diese Sendung aus den 80ern mit dem Titel "Wie bitte???", die sich mit Kuriositäten in der Servicewüste befasste?  Mit einer Extra-Rubrik für die Post? "Tach Post" hieß das damals.


Na, klingelt's?


Die Post umfasste - für die jüngeren Leser - ja  damals auch die Telekommunikation, also die Telefoniererei. Es gab IMMER nur Theater bei "Tach Post", aber so richtig. Und jeder Beitrag endete mit "Wie bitte????"


Heute ist ja alles etwas moderner und es ist nicht mehr die Post sondern die Telekom und jeder Beitrag endet nicht mehr mit "Wie bitte???" sondern mit "Hallo???? Geht's noch???"
Kommt aber aufsselbe raus und NEIN, ES GEHT NICHT. Es geht so gar nicht.


Hier mal ein Auszug aus meinem Telekomtagebuch:


Die Telekom ruft mich an. Hier zuhause. Schön. Ich habe eigentlich gar keinen Bock auf die, weil die so gar nicht kooperativ sind mit dem Herausrücken von neuen Mobiltelefonen zu günstigen Konditionen. Jedenfalls nicht bei Stammkunden, nur bei Neukunden.


Ich habe auch keinen Bock auf die, weil ich aktuell mit meiner Schulterabrissfraktur und der dadurch bedingten Medikation derart  gebeutelt und benebelt bin, dass ich eigentlich quasi im Wachkoma liege. Ich bin also, formulieren wir es mal so, gar nicht so richtig aufnahmefähig.


Ich sage das der Dame auch gleich, dass ich eigentlich keinen Kopf dafür habe und außderdem generell keine Geschäfte am Telefon abwickele. Die Dame ist aber - wie das so üblich ist in der Branche,  hartnäckig. Sie ist aber auch wirklich sehr sehr nett.
Sie möchte mir ein Angebot unterbreiten, das so gigantisch sei, dass ich es gar nicht abschlagen könne. Gut, hören wir uns das mal an. Zeit hab ich ja. Wenn ich was habe, gerade, dann Zeit.
Sie erklärt mir alles und gibt mir Sonderrabattierungen, ich höre mir das wider Erwarten alles an und komme schließlich zu dem Ergebnis, dass es doch ganz gut zu sein scheint, weil mein Internet, wenn es denn funktioniert, extrem langsam ist, mein Festnetzanschluss permanent rauscht und ich dann auf dem Handy auch gleich mal eine Allround-Flat hätte, all das für nur 8 Euro mehr im Monat. OK. Das klingt mal ganz gut, zumal ich auf den Mehrbetrag  auch regelmäßig komme, wenn ich meine Freiminuten verballert habe.
Also: Ein fall von BAM. Machen wir.
Das einzige, was ich jetzt noch tun müsse, so die freundliche Dame - ich müsse noch die und die Nummer anrufen und dort sagen, dass Handy- und Festnetztarif jetzt zusammengefasst werden unter Mangenta Schieß-Mich-Tot.


Ich habe  eigentlich gar keine Lust, da anzurufen, wieso muss ICH mich jetzt noch kümmern, nachdem DIE MIR einen Vertrag aufgeschwatzt haben? Aber gut, ich bin ja nich so und die Nummer ist ja auch kostenfrei.
Ich rufe da an. Der Kollege, den ich am Telefon habe, pöbelt ich gleich an: " Ja, was? Hamse keine Kundennummer parat?"
"Nee, aktuell jetzt nicht, müsste ich raussuchen."
"Das kann ja wohl nicht wahr sein, jeder normale Mensch, der bei der Telekom anruft und was will, hat seine Kundennummer parat."
"Guter Mann, das mag sein, aber ich habe nicht bei der Telekom angerufen und wollte eigentlich auch gar nichts von ihr, die haben bei mir angerufen und wollten was von mir. Mir nämlich einen neuen Vertrag anbieten, an dem sie mehr Geld verdienen. Ich habe die Kundennummer von der Telekom nicht rund um die Uhr vor mein Gesicht getackert."
"Ja, was wolln se denn?"
Ich erwähne  das Gespräch mit der freundlichen Kollegin XY und bitte ihn um die Zusammenführung jener beider Verträge.
Man muss ja nicht grad meinen Namen singen, in so einem Telefonat, aber dass Respekt  und Höflichkeit hier absolut als überbewertet emfpunden wird, damit hatte ich auch nicht gerechnet, zumal ich doch da seit hundert Jahren KUNDE  bin.
Er wieder: "Das mach ich nich! Das würde kein normaler Mensch machen!" (ich hab keine Ahnung, warum der Kollege seine Normalität immer so betonen muss...)
"Meinen Sie das ernst? Gut, dann verbinden Sie mich bitte zurück zu Frau  XY."
"Das geht nicht!"
"Warum nicht?"
"Das geht hier nicht, ist eben so."
"Ah ja. Wissen sie was? Ich finde einen anderen Weg. Legen Sie sich wieder hin."


Ich rufe gleich noch mal ein, weil ich ja sicher sein kann, dass bei "Tach Telekom" nie derselbe Mitarbeter zweimal hintereinander dran ist.
Wieder eine freundliche Dame. Ich schildere mein Problem. Ja, das könne sie sich auch nicht erklären, sie hat von dem ganzen Auftrag keine Kenntnis.
Gut, dann Plan B (ich erwähnte ja an früherer Stelle bereits einmal, dass ich immer einen Plan B habe :-))
Ich sage der Frau, sie möge sich bitte kümmern. Sie soll die Kollegin kontaktieren und die bitte soll mich dann erneut kontaktieren. Machen wir so. GAR KEIN PROBLEM.
Frau XY ruft mich wieder an. Sie ist niedlich, diese trällernde Lady mit dem badischen Dialekt.
Ich äußere meinen Unmut. Aber ich bleibe immer freundlich bei sowas. Sie persönlich kann ja sicher nichts dazu.
Sie versteht die Welt nicht mehr und ich sage ich ganz klar, dass es mir unerklärlich ist , wie  man in einem und demselben Unternehmen drei Mitarbeiter sprechen kann und keiner irgendeine Kenntnis von der Atkivität des anderen hat.
"Es tut mir leid, aber die Telekom wird ihrem Ruf mal wieder gerecht. Geballte Inkompetenz!"
Man kann sowas freundlich sagen, aber manchmal muss es eben auch mal gesagt werden.
Frau XY kann sich all das auch überhaupt nicht erklären, sie spricht mit dem Chef, man entschuldigt sich bei mir für den "größten Fläääääägel dieser Anstalt" und ab.
Sie verspricht mir: Ich muss nun gar nichts mehr tun. Sie schicken mir den neuen Speedport und ich muss nichts weiter tun als die Stecker stecken. Das ist ganz easy peasy und geht sogar mit nur einem Arm. Na, dann harren wir mal der Speedports, die da kommen.


Das Ding kommt. Ich brauche ja nun aktuell für alles ein bisschen länger und brauche schon ne halbe Stunde, das Ding auszupacken. Nun liegt es da. In der Küche. Und glotzt mich an. Und ich glotze zurück. Mehr nicht. Warum? Ich weiß nicht, ich habe irgendwie ein total komisches Bauchgefühl. Irgendwie schau ich immer ganz schnell weg, wenn ich dran vorbei schleiche, wie Bridget, wenn sie um den Kühlschrank und die Schokolade kreist und immer ganz schnell wegschaut. "Das wird nichts, ich weiß es einfach"
Leider hat mein Bauchgefühl mich fast noch nie im Stich gelassen, vor meinem Bauchgefühl hab ich echt Respekt.
- Aber irgendwann musst du das Ding mal anschließen, Cordul. Du bezahlst dafür. -
Ja, ok, das stimmt. Es zu bezahlen und nicht zu nutzen, ist irgndwie auch sinnentleert.


Also der Tag X. Im Nachgang würde ich ihn eher als einen Tag XL oder sogar XXL bezeichnen.


TACH TELEKOM!


Es ist einfach. Idiotensicher. Auch für einarmige User. Geht alles. Stecker hier, Stecker da, Daten eingeben, easy peasy....es leuchtet, es funkelt, alles ganz toll.
Aber es geht nicht. Und zwar nix mehr. Kein Internet, kein Telefon. FUNKSTILLE.

Na, mal schauen, welch professionellen Mitarbeiter wir heute an den Draht bekommen. 0800.....
Bling bling  bling bling bling...willkommen bei der Deutschen Telekom...Wenn sie drei Äpfel wollen, drücken Sie die eins, wenn sie Orangen wollen, die zwei, Bananen sind grad aus, dürfen wir ihr Gespräch aufzeichen, tut uns leid, zur Zeit sind alle unsere Pläzte besetzt..Bitte warten sie einen kurzen Augenblick. Bling bling bling bling bling.....
Willkommen, Äpfel, Orangen, Bananen, 15 Minuten und dann: Bitte rufen Sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder an.

Supn.

Aber gut, ich habe ZEIT. Und ich  brauche mein Telefon. Dringend. Und da ich ja diesen Bombasto-gigantischen Supertarif ohne die Konfiguration noch nicht habe, wird es mir auf Dauer auch echt ein bisschen teuer, alle meine Arzt- und Physiotherapietermine (by the way, nach der Nummer brauche ich auch noch einen beim PSYCHOtherapeuten) mit dem Handy abzutelefonieren.

0800.....
Bling bling bling bling bling....Willkommen...Äpfel, Orangen und - ah jetzt ja  "Sie haben drei gelbe Bananen gekauft"
Ich hab einen an der Strippe. Nennen wir ihn mal Herrn Zerpsilon. Herr Zerpsilon ist offenbar davon überzeut, dass User gleich Loser heißt und nimmt mich nicht zunächst nicht so wirklich ernst. Er fragt mich auch, ob die Stecker wirklich drin stecken. JA.
Und ich müsste ja auch zusätzlich auf Seite Sowieso (auf die ich ja mangels Internet gar nicht komme) noch das Passwort eingeben, das ich von der Telekom bekommen habe, als ich den Anschluss neu bekam. Ach echt? Das ist ja nun aber mal 5 Jahre her, den hab ich auch nicht immer vorm Gesicht. Aber ich kann ihn raussuchen.
OK...raussuchen. Ich sehe Herrn Zerpsilon vor mir , wie er mit den Augen rollt und denkt: "Was ein Honk"

Erst  bei unserem vierten Telefonat scheint er mich ernstzunehmen. Nachdem ich viermal das Passwort eingegeben habe, funktioniert es aber immer noch nicht. Und jetzt. Ich Honk? Mann weiß es nicht. Herr Zerpsilon hat mich aber mittlerweile ins Herz geschlossen und telefoniert ganz gern mit mir - jetzt , da er weiß, dass ich gar nicht so blöd bin. Es liegt nämlich gar nicht an mir. Ich habe viermal hintereinander alles richtig gemacht.

Und jetzt?

"Dann verbinde ich Sie jetzt mal mit der Technik...."Bling bling bling bling bling...Äpfel, Bananen, Leine halten, Herr Edevau berät mich. Ja, hmh...also, das liegt daran, dass mein Vertrag nicht ausgeführt ist. Nicht freigegeben sozusagen.

WIE BITTE?
Mittlerweile sind STUNDEN vergangen, ich glaube drei.
Der Vertrag ist in die Fehlerschleife geraten, das ist halt so, man kann es auch nicht erklären, weshalb, aber es ist so und deswegen geht es nicht.
Ah ja. Danke fürs Gespräch. Mittlerweile bin ich von der ganzen Arie so genervt, dass ich Herrn Edevau am liebsten vorschlagen möchte, das ganze Gesumpel in die Apotheke zu bringen und ein Zäpfchen davon machen zu lassen. Soll ich das jetzt, immobil wie ich bin, wieder zur "Tach Post" schaffen???

Aber Herr Edevau ist echt gewitzt. Der hat auch Plan B:
Ich soll den neuen Router nutzen, aber den Splitter dazwischen schalten und das Telefon extra laufen lassen, analog also. Der Kabelsalat in meinem Flur gibt mir den Rest. Es muss ja aber alles ganauso da liegen bleiben, weil ich ja nur mit dem LAN-Kabel ins Netz komme, um weitere etwaige Passwörter einzugeben.  Alles auf dem Fußboden. Speedport, Laptop und tonnenweise Kabellage.

Wir hoffen mal, dass ich nicht nachts, wenn ich auf die Toilette muss, im Halbdunkeln darüber falle und mir die andere Schulter auch noch breche. Wäre suboptimal.

Aber so machen wir das. Super.
Nochmal auf deren "nicht vertrauenswürdige " Seite, so sagt mein Rechner, noch mal alles eingeben. und - YES, we can. Es funzt.
Aber mein Bauchgefühl ist immernoch komisch.
Dann geh ich nach 3 einhalb Stunden mal einkaufen. Hackenporsche to go. Prima.
Komme zurück.....No... we cannot.
Herr Zerpsilon hat mich mittlerweile so lieb, dass er noch mal anruft, zum 5. Mal. Ob denn jetzt alles gehe.
Nein. Ich sage ihm unmissverständlich, dass ich ihm sehr dankbar für seine Bemühungen bin, mir aber dennoch gerade mein Allerwertester zu platzen droht.
Man könnte auch sagen: Es ist zu besorgen, dass mir der Arsch platzt! Aber wir bleiben ja höflich.
Herr Zerpsilon verbindet mich jetzt an FRAU Eitieh. Wow, Frau Eitih ist die beste "Tach-Telekom-Erfahrung" in dieser Angelegenheit.
Sie checkt da irgendwas online und lacht: "Ja, nee, is klar, das kann bei Ihnen gar nicht funktionieren. Da stimmt was mit den Leitung nicht."
"Aha. Dann kann ich also mein Passwort eingeben, bis mir kleine Engel ausm Hintern fliegen und es passiert mal so gar nüschte?"
"Rrrrrichtig.  Da muss n Techniker raus."

WIE BITTE? 

 
Aber Frau Eitieh ist echt super, kompetent, verständnisvoll und auch noch witzig dabei.
Ich sage ihr, dass ich für diesen Techniker nicht eine Drachme bezahlen werde, und das versichert sie mir auch. Aber Frau XY von der Tach Telekom hatte mir vergangene Woche auch versichert, dass alles easy peasy funzt. Also mit easy-peasy funzen hatte es jetzt nicht soooo viel zu tun.

Ach, siehe da, und dann entdeckt die Frau Eitieh noch was.

"Frau Dietrich: Das kann sowieso alles nicht gehen. Die Freischaltung ist erst zum 10.09.2015.
Vorher geht da sowieso nichts. hat Ihnen das niemand gesagt?"

NEIN. DAS.HAT.MIR.NIEMAND.GESAGT. (steht auch nicht im Kleingedruckten)

Neben einer nicht zu knappen Gutschrift von "Tach-Telekom" erwarte ich aber vor allem eine Einladung zu deren nächstem Betriebsausflug. Die meisten Mitarbeiter kenn ich ja nun schon......

Samstag, 13. Juni 2015

"In Bad Nenndorf gibt es eine Kneipe" oder" von der miesesten Spielunke zwischen Bombay und Kalkutta"


Hier eine Zeitreise in die 90er
In Bad Nenndorf gibt es eine Kneipe. Das ist natürlich nichts besonderes, es gibt überall irgendwelche Kneipen, doch der Container in Bad Nenndorf ist schon so ein Kapitel für sich. Schließlich kommt es nicht von ungefähr, dass wir  ihn auch " die miesesete Spielunke zwischen Bombay und Kalkutta" nennen.

Wir gehen trotzdem dortahin. Oder gerade deswegen. Im Container trifft man eingentlich nur Schicksale, und wird vermutlich, wenn man einmal begonnen hat, dort hinzugehen, unweigerlich auch zu einem solchen.

Es macht irgendwie ein bisschen einen düsteren Eindruck, wenn man den Laden betritt, gleich wohl er so urig und saugemütlich ist. Es sind viel mehr diverse Gestalten, die einem schon beim Reingehen erschaudern lassen. Nicht alle. Aber so manche.

An  der Theke sitzt ein Riesenmenschenpulk, man braucht nicht lange, um festzustellen, dass sie alle bereits mehr als benebelt sind. Auch der Wirt, der den Zapfhahn bedient, ist für mein Empfinden nicht mehr nüchtern. Es stellt sich die Frage, warum man fast nichts versteht? Ist es, weil sie alle betrunken sind oder ist es, weil mindestens zwei Drittel der Gäste Engländer sind? Oder ist es, weil von den BETRUNKENEN zwei drittel BETRUNKENE ENGLÄNDER sind?

Aber das macht rein gar nichts, die Schicksale verstehen sich auch ohne viel Gerede, da wird dann notfalls einfach mal zugefasst, es gibt da ja durchaus Möglichkeiten, das wird dann entweder erwidert oder aber es gibt eine kleine Schlägerei, wer weiß das schon. Irgendwas wird schon passieren.

Ich sehe mich um:
Ganz hinten sitzt eine Menge Kids, die maximal 13 Jahre alt sind. Sie spielen Karten. Um Geld und Alkohol. Ob das so der richtige Einstieg in die Welt der Erwachsenen ist? Man weiß es nicht...
Früher oder später werden genau diese Kids in dieser Keipe vor der Tür rumkriechen und halbkomatös nach ihren Kontaktlinsen suchen....

Alle paar Minuten wird es  furchtbar laut, man versteht sein  eigenes Wort nicht mehr, weil die "Kanisterköppe" (so nannten wir die Engländer liebevoll) irgenwelche Top Ten Hits mitgröhlen, die gerade im Radio laufen. Ja, das ist auch so ein Markenzeichen des Containers: Die ganze Nacht läuft das Radio, vielleicht, damit die Gäste irgendwann morgens mitbekommen, dass ein neuer Tag begonnen hat und sie zur Arbeit müssen (wenn sie denn eine haben....)

Ein Schicksal sitzt auf dem Barhocker und plaudert mit sich selbst. Es ist Stesenbiel, der heißt bei uns so: Stesenbiel - Besenstil, weil er immer so dasitzt, als hätte er einen solchen verschluckt. Kerzengerade.  Das gibt es ja öfter, dass man der einzige ist, der sich versteht, im Leben. Hin und wieder versucht er dennoch, auch an den Gesprächen anderer teilzuhaben, aber die Konversation ist in seinem Zustand doch ein wenig erschwert. So ist es denn doch wesentlich einfacher, sich selbst etwas zu erählen...
Irgendwann ist er sich jedoch nicht mehr einig mit sich, es kommt zum Streit:  Stesenbiel fällt lautlos vom Hocker; keiner nimmt das auch nur annähernd zur Kenntnis, er verharrt eine Weile auf dem Fußboden und  noch während man sich fragt, ob er verletzt oder gar bewusstlos ist, räkelt er sich, steht auf, als sei nie etwas gewesen und bestellt den nächsten Halben.
WIR SIND JA NICHT ZUM SPASS HIER!
Die Wirtin empfiehlt dem Schicksal an, sich eine Taxe zu rufen. Irgendwann, nach noch ein paar Bieren, ist er verschwunden, ob nun mit dem Taxi Hach hause oder mit einer Schnapsflasche auf der Toilette oder bei einem anderen Schicksal, das weiß keiner so genau.

An der anderen Seite der Theke sitzen noch zwei Schicksale. Weibliche in dem Fall. Es sind generell viele weibliche Schicksale dort, was möglicher Weise darauf zurück zu führen ist, das besagter Gastwirt ein ziemlich gutaussehender und auch lustiger Typ mit südländischem Touch ist. Ein Olivenbaron, so stellt sich später heraus (will sagen, griechischer Abstammung).
Viele der weiblichen Schicksale haben ein Auge auf den Olivenbron, und sitzen da - ja, sit and wait - so würde Sidney Youngblood es beschreiben. "All we can do, is sit and wait..."
Genau so wie ich, denn auch ich finde den Olivenbaron ziemlich süß.
Gottseidank hat das außer mir nie einer gemerkt.



Zurück in die Zukunft: Die Engländer sind auch immer sehr charmant, zumindest zu den Frauen, und großzügig. Sie sind sehr großzügig. Sie geben einen nach dem anderen aus, sie haben alle Deckel, und auch der Olivenbaron ist großzügig, obwohl man die Dollerzeichen in seinen Augen funkeln sieht, aber er wartet immer geduldig, bis die lustigen Engländer einmal im Monat ihre Kollekte eingewickelt bekomen-und - ihm dann postwendend sämtliche Trinkschulden auf den Tisch des Hauses bar auskehren. Eine Win- Win-Situation...

Die Engländer sind freundlich und sie sind gute Tröster. Wenn mal wieder ein weibliches Schicksal verloren rumsteht und Gnaste hat, weil der Baron sie nicht zur Kenntnis nimmt, dann stehen immer schon zwei nette "English Man in Contain´ "  bereit, um zu trösten. So auch in diesem beobachteten Fall, wo die junge Frau, die rechts einen an sich hängen hat, die Hände unter ihrem Pullover vergraben,einen weiteren auf der anderen Seite, seine Lippen hängen an  ihrem Hals.

AU BACKE.

Ein Taxifahrer kommt rein und  will die beiden Typen abholen, die  angerufen hatten, volltrunken. (also die Typen, nicht der Taxifahrer) Ich frage mich nur , woher diese Burschen soviel Geld für Alkoholmissbrauch und Taxe haben, ich kenne die beiden eigentlich nur als Stammgäste im Sozialamt, wo ich arbeite.
Die beiden streiten sich mit dem Taxifahrer, der es offensichtlich sehr eilig hat, denn sie haben es ich anders überlegt: Sie möchten nun doch noch etwas bleiben, sie holen zwei Dosen Pilsbier aus ihrer Alditüte, stellen den Ghettoblaster ab und zünden sich 'ne Kippe an. Jetzt wird der Taxifahrer richtig sauer. Und der Olivenbaron erst! Es gibt Fratzengeballere. Die Taxiuhr tickert. Morgen werden die wieder bei mir im Amt stehen und Geld für Hundefutter brauchen, ja, nee, is klar.

Ich muss auf die Toilette.
Grund Gütiger, was ist das? Zwei Toiletten, aber auf keiner ist eine Klobrille. OK, dann geh ich eben auf DIE von beiden, die man immerhin abschließen kann, aus der ein sehr beschwingtes Pärchen austritt,  und verrichte - halb stehend -  mein Geschäft.

Als ich wieder hoch komme, steht dort mein "Lieblingsschicksal". Der Mann ist immer melancholisch, immer traurig; aktuell hatte er ein Verhältnis mit einer verheirateten Frau, die ihn  aber nun verlassen hat. Hat er mir alles erzählt. Hier erzählt einem fast jeder alles, nur eine Frage des Pegels. Je länger du da bist, desto mehr Schicksalsgeschichten kennst du.  Dieses Schicksal  hält fest an seinem Weinglas. Eigentlich darf er gar keinen Alkohol trinken, aus gesundheitlichen Gründen, aber hin und wieder muss man sich mal narkotisieren, bei so einem Kummer. Natürich kann ich das verstehen. Was ich nicht so ganz verstehe, ist, dass er nach dem dritten Glas Wein seine große und einzige Liebe offenbar vergessen hat und es bei mir versucht.

Ich bin mittlerweile etwas desorientiert, es ist brechend voll, ich sehe meine Leute nicht, von einer Seite fasst einem irgendeiner ans Hinterteil, von der anderen säuselt einer einem unmoralische Angebote ins Ohr, ich fühle mich irgendwie grad etwas verloren.

Dann kommt eine alte Schulkollegin von mir. Eine ganz liebe, DIE AUCH? Auch ein Schicksal?
Nein, natürlich  sieht sie nicht wie eines aus, aber sie erzählt mir, dass sie nachmittags schon alle  da waren und ordentlich  Bacardi getrunken haben und dass man ihr um 15 Uhr schon einen Eimer Wasser über den Kopf schütten musste und sie deshalb jetzt so komisch aussieht. ICH finde eigentlich nur komisch, dass sie nichts weiter als einen Badeanzug anhat.

Eine andere Lady torkelt zu ihrem Auto. Alles guckt gespannt, ob sie JETZT in diesem Zustand noch selbst fährt. Und ich denke: Ey, Olivenbaron, wieso greifst du  nicht ein??Vermutlich hat er große Angst, dass sie erwaretet, dass er sie nach Hause fährt und dann auch gleich da bleibt. Bei der einen oder anderen hat das ja schon geklappt, aber bei dieser?  Ich glaub es nicht.

Jetzt kommt Chips. Das ist der einzige, dessen Namen ich nenne, weil er seit 20 Jahren nicht mehr hier lebt. Chips muss man aber kennen:  Chips hat Rosenmontag bei den Schicksalen einen Strip gemacht. Er stand dort auf dem Tresen und hat alles ausgezogen (gottseidank habe ICH das nicht gesehen. ) Aber Chips ist schwer in Ordnung. Und echt ein lustiger Vogel.
Er kommt auch aus England und arbeitet tagsüber als "Handlanger" auf dem Bau. Abends steht er dann als "Zulanger" bei den Schicksalen. Chips ist echt trinkfest, der kann eine Menge vertragen, sehr zur Freude unseres Olivenbarons, denn jeden Monatsanfang beginnt Chips  damit, wie seine Kollegen, die Altlasten im Container zu begleichen. Wenn er keinen "Soft Cookie mehr in the Head" hat, wie er selbst immer zu sagen pflegt. Immerhin: Chips bezahlt. Deshalb ist leider auch nie viel übrig,  von den 4000 DM , die er monatlich verdient.



Dann kommt Mr. Möchtegern-Womanizer. Er ist mal wieder auf Brautschau. Leider nimmt jender bei der Suche nur sehr geringfügig Rücksicht darauf, ob seine potenziellen Opfer in Beziehungen sind oder nicht. Das gibt regelmäßig Theater mit den Männern dieser Frauen  im Container. Stört aber Mr. Möchtegern-Womanizer nicht. Mich auch nicht, ich bin nicht sein Beuteschema.

Der Baron fragt mich zu fortgeschrittener Stunde, ob ich ihn nach Hause fahren könne. Er würde nicht mehr fahren wollen. Spricht ja  für ihn.
Ich dürfte dann auch seinen 560er Mercedes fahren. Hmh. Ich käme mir  dann sicher mal wieder vor, wie Bridget Jones, ich würde garantiert ein Schulterpolster in der Farbe Hornhaut-Umbra verlieren, mir würde mein Tagebuch aus der Tasche fallen, ein Tampon, das Zahnweiß oder irgend  so etwas...Aber ich könnte - ich könnte den Baron 5 Minuten lang mit dem Auto durch die Gegend fahren. Mit DIESEM Auto. Vielleicht könnten wir uns UNTERHALTEN?  Ach nee,vergisses, Cordula, lieber nicht. Unterhalten will  der sich jetzt eh nicht mehr. Und am Ende zersägst du das Auto oder du wirst  depressiv, weil er deine Schulterpolster gefunden hat auf der Taxifahrt  oder beides oder whatever. Ein Schicksal wirst du in jedem Fall sein danach. Also lassen wir das mal schön bleiben.
Irgendeine der Ladies wird ich mit Sicherheit anbieten. Da musst du dir wenig Sorgen machen.




OK, der smarte Grieche ist weg, nun kommt noch eine alte Bekannte von mir und ist in Spendierlaune und lädt alle ein. Macht sie eigenltich immer, wenn sie nicht allein sein mag. Ok, noch ein Sektchen für mich.

Dann kommt die Polizei. War wohl mal wieder zu laut. Stört hier weiter keinen, bei den Schicksalen liegt das an der Tageordnung. Bußgeld und ab. Wir haben es ja.

Als ich um halb zwei nach Hause komme, fühle ich mich bereits wie ein Schicksal. Und bei der Frage, was man denn am nächsten Tag tun könne, fällt mir folgender Satz ein: In Bad Nenndorf gibt es eine Kneipe.....

Nachtrag 2015: Das war 1995. Ich habe das vor exakt 20 Jahren genauso erlebt und niedergeschrieben. Es gibt Schicksale, jede Menge. Und es gibt DAS SCHICKSAL.
Die meisten der oben bechriebenen Gäste sind ganz normale anständige Leute, die arbeiten und im Leben stehen, so wie ich auch. Keine Schicksale.  Aber es war lustig, diese Geschichte wieder zu finden, über die Kneipe und den Typen, den ich damals auch "griechische Krankheit" nannte, wenn ich Gnaste hatte, weil er mich nicht beachtet hatte. Die griechische Krankheit ist ein genialer Kneipier. Ein gigantischer Koch. Pizzabäcker. Der beste. Ein lustiger, charmanter und intelligenter, warmherziger  Mann. Und er sieht immer noch verteufelt gut aus. Warum ich das so genau weiß? Vom Schicksal zum Schicksal: Der Olivenbaron ist jetzt "mein" Baron. Bei mir hat sich das "sit-and-wait"  gelohnt, obwohl ich ihn nie nach Hause gefahren habe.
In diesem Sinne: Jetzt brauchen wir nur noch die Kneipe wieder, und die "Schicksale"  von damals. Dann schreibe ich eine Fortsetzung - versprochen ;-)






Donnerstag, 21. Mai 2015

Von modeln und mogeln und Moppeln oder "ich habe heute leider kein Foto für dich"



Ein aktuelles Fernseherlebnis veranlasst mich, mal wieder einen blogspot zu schreiben. Was ist nur mit unserer Gesellschaft passiert??? Ich sehe eine Sendung im Fernsehen, in der sich eine Frau dem Chirurgen vorstellt und aussehen möchte, wie Barbie. Also exakt so. Genauso. Nicht haarscharf dran,  sondern haargenauso. Das männliche Pendent möchte aussehen, wie Ken.
Ach du Scheiße. Aber die machen das wirklich. Die geben richtig viel (also RICHTIG VIEL) Geld aus, um dann später so auszusehen. OK. Kann man machen, muss man nicht. Nun kennt ja meine Toleranz fast keine Grenzen. Nicht mal da. Aber ich frage mich ernsthaft: Was ist hier eigentlich los?  Und warum nimmt das immer größere Ausmaße an?
Die Leute kannste hinterher ohne Umwege auf die Geisterbahn schicken und die wissen das nicht mal.
Ich mein, wir sind ja alle unzufrieden mit uns. Besonders die Frauen. Ist doch Kacke. Ist doch wirklich so richtig KACKE. Wir überprüfen uns ,wir haben Komplexe, wir gängeln uns, nur um einem Schönheitsideal zu entsprechen, das es in den Augen der meisten gar nicht gibt. Es gibt es gar nicht. Ok, für die meisten von uns hat sie kein Foto. Und wenn sie eins hat, dann hat es vorher Kilometer durch Photoshop gemacht. Ist DAS erstrebenswert?
Wir fühlen uns wie Bridget Jones, die jeden Tag ihr Gewicht notiert, wir kaufen Shapeware, um Bäuche oder sonstwas zu vertuschen, wohin soll das noch führen? Habt ihr die mal gesehen? Wir Frauen kaufen ja fast alle gerne diese A- bis Z- Promi-Zeitschriften, einfach, um sicher zu gehen, dass die auch alle ganz "normal" aussehen, wenn sie nicht geschminkt und nicht in die Corsage gepresst sind. Das tut gut. Weil die dann einfach so sind , wie wir. Oder schlimmer. Aber was ist schlimm? Wer gibt das vor? Ich finde auch die nicht schlimm. Hat nicht jeder Mensch, egal, ob Mann oder Frau, etwas schönes und etwas Unschönes? Doch. Hat er. Glaubt es. Jeder. Wir sind alle einzigartig und das ist auch gut so.
Aber warum nur sind wir alle nicht zufrieden? Weil Heidi kein Foto für uns hat oder hätte? Früher aßen die Mädchen Zuckerwatte, heute essen sie nur noch Watte, ohne Zucker, weil Watte keine Kalorien hat. Aber sie füllt den Bauch. Wir freuen uns auf unsere Urlaube, aber wir haben noch nicht die Bikinifigur. Was wir brauchen, ist nicht die Bikinifigur, sondern den Figurbikini. Jede von uns braucht den Bikini, der ihrer Figur gerecht wird. So einfach ist das eigentlich. Aber so einfach wird es uns nicht gemacht oder machen wir es uns selbst nicht. Jede möchte die Schlankste sein, die mit den größten Brüsten und den längsten Haaren. Ist aber nicht jede. ganz einfach. Und die Männer? Jeder will das Sixpack, groß, beschützerlike. Ist auch nicht jeder. Kannste nix machen. Ach so, doch, kannste ja. Vieles kann man kaufen. Barbie, Ken...wenn man genug Geld hat.Ich weiß nicht, was ich alles täte, wenn ich das Geld hätte. Und die Frage ist: Wo fängt es an?
Wir färben uns die Haare, ist hochnormal, die Wimpern, die Augenbrauen, wir lassen uns die Nägel pimpen. Ich habe nicht das Recht, zu sagen: Was ist ok und was nicht? Aber ich habe das Recht, mich zu fragen "How is this going to end?". Und das macht mir Angst.
In Teilen Afrikas gelten runde Frauen als das Größte. Toll. Ich kann jetzt aber nicht nach Afrika gehen, um mein Ego zu pushen. Denn ich wohne ja hier und hab hier meine Familie, meinen Job, meine Freunde. Was tun?
Einfach so sein, wie wir sind. Wie großartig fand ich immer diese Dove-Werbung mit den "alten" und "dicken" Frauen (keine von denen ist WIRKLICH alt oder dick)...Aber dann kam auch dieser Lug ans Tageslicht. Die Frauen sind normal. Aber die Fotos sind gefaked...Ihre normalen altersangemessenen Rundungen und Falten werden hinten zusammen gebunden, getaped und versteckt. Wieso verarscht ihr uns so? Wieso? Denn DAS ist  die Mehrheit der Menschen und nicht die, für die es ein Foto gibt, von Heidi.
Ich kenne viele Menschen. Viele Frauen. Solche und solche. Dicke und schlanke. Mit langen Haaren, mit kurzen. Die eine hat nen großen Po, die andere dicke Hüften. Die nächste dicke Beine. Wieder eine andere ist mega-dünn und unglücklich darüber, sie trinkt Sahne, um uzunehmen. Klappt nicht. Wieder eine andere ist depressiv, weil sie dick geworden ist. Dick geworden durch Medizin...was ihr natürlich keiner glaubt, weil es einfacher ist, sie als undiszipliniert abzustempeln. Ich weiß aber, dass es so ist. Und ich habe Mitgefühl. Ich habe auch Mitgefühl mit der, die mit 40 noch mal eine Zahnspange tragen muss. Sieht doof aus. Ja, klar....Aber vielleicht wir mit 45 aus ihr "The Swan". man weiß es nicht.
Was zum Henker machen wir da mit uns? Wollen wir nicht alle einfach nur leben und glücklich sein? Und möglichst zufrieden? Auch mit uns? Am Strand rumlaufen im Bikini, damit wir großflächg braun werden, und uns keine Sorgen mache?? Wir machen uns aber immer Sorgen, die Frauen mehr als die Männer. Schade auch.
Wenn wir verliebt sind, alles ist neu und frisch, dann geben wir uns noch mehr Mühe als sonst. Auch hochnormal. Aber wollen wir nicht alle einfach nur mit unserem Partner gemeinsam alt werden und uns immernoch liebaben? Egal, wieviel Kilos, egal, wieviel Bauchfett (auch das misst ja die großartige Personenwaage)...und egal, wie viele Falten???
Hmh.
 Wir lassen alle nach. Normal. Wir kamen runzelig und schrumplig zur Welt und so werden wir von ihr gehen. Was dazwischen liegt, ist einfach ein Zeitspiel. Mal hat man mehr Einfluss drauf, mal weniger. Ist so.
Wir werden alle unsere Zähne verlieren, im Alter, aus der Form geraten, schrumpelig werden, Cellullite  bekommen, weiße Haare, gar keine mehr, whatever. Bei dem einen oder anderen lässt sich das länger aufhalten, weil er Geld hat. Beim einen oder anderen wird es früher passieren, weil er krank wird....oder eben kein Geld hat.
Aber wir haben uns. Wir haben die, die wir lieben, die uns lieben und wenn wir Glück haben, dann sind das Gute. Dann sind das solche, die uns um unserer selbst lieben und ohne Zähne mit uns lachen können. Mit dem Fettgeschiebe am Bauch, den dicken Beinen, mit den breiten Hüfte, der Zahnspange , dem Haarteil oder den Falten. Oder dem dünnen Körper ohne Riesenbrüste. Oder und...  Denn die haben auch dann  noch ein Foto für uns.....
In diesem Sinne: Seid wie ihr seid, jeder ist einzigartig und soll sich dafür respektieren. Zeigt   eure Fotos.....

Donnerstag, 9. April 2015

Von leichter und schwerer Kindheit oder einfach nur „ums Quadrat“

Kennt ihr das auch? Wenn man im Supermarkt an der Kasse steht und die Kassiererin Gnaste hat? Also so richtig Gnaste. „LEGEN Sie die Flaschen bitte auf das Band!!!“ – „Kassenbon??!!!“  Hier nicht mehr anstellen!!!“


Oder die Arzthelferin: „heute ist aber gaaanz schlecht. Wir sind total überfüllt, der DOOOKTOOORRR hat erst in vier Monaten wieder was frei“ (da wird meine Grippe im Zweifel weg sein oder ich gleich mit….)
Ja, und dann der Ton dabei. Und die Geischtsausdrücke. Die Leute haben einfach Gnaste. Manche sagen „schlecht geschissen“.
Ich nenne es Gnaste. Das Wort ist einfach wie gemacht dafür und ich kann überhaupt nicht begreifen, wieso das vor mir noch keiner erfunden hat. Sie haben alle Gnaste. Warum nur? Und was kann ich dazu? Ich möchte diese Gnastköppe dann am liebsten fragen: Warum sind Sie so? Haben Sie schlechten Sex? Oder gar keinen? Oder hatten sie eine schwere Kindheit?
ABER: kannste ja nicht bringen. Nachher stimmt’s.


Also frage ich nicht, sondern freue mich einfach nur, dass ich keine Gnaste hab. Man ziehe gern den entsprechenden Rückschluss. 


Meine Kindheit war zum Beispiel echt geil. Jedenfalls meistens. Ich meine, es war anders als heute, ganz anders. Und wir hatten auch nicht besonders viel Kohle. Aber wir hatten Freunde. Also ich meine so richtige Freunde, welche, mit denen man reden kann. Die man anfassen kann. Nicht nur auf dem Bildschirm, sondern IN ECHT. Und wir hatten Phantasie. In der Glotze gab es fünf Sender. Die Fernbedienung, die mit einer Kabelschnur mit der Glotze verbunden war, hatte fünf Knöpfe. Vier graue und einen roten. Der rote war die Ostzone. Wenn meine Freundin und ich fernsehen durften, rannten wir wie die hammerkranken an das rechte Ende des Sofas und brüllten „ich sitz am Schalter“….
Das war cool…..Wir haben wie verrückt gezappt. Meistens saßen wir aber gar nicht vor der Glotze, sondern waren draußen im Grünen. Den Oberbegriff „Draußen im Grünen“ kennt man heute ja nur noch aus Quizduell auf dem Smartphone.


Wir hatten auch das noch in Echt, mit richtigen Tieren und Wiesen und Bäumen und Laub und so. Voll krass. Die Wiese z.B.: Das war UNSERE Wiese. Diese Wiese hieß „ums Quadrat“. So hieß die eben, weil man da immer ums Quadrat lief, wenn man drumrumlief. Die Weise war nicht quadratisch, sondern rechteckig, aber sie hieß eben trotzdem so.
Es gab auch einen Tierarzt. Das kleine Kapellenhäuschen im Kurpark in Bad Nenndorf, zu dem wir mit unseren Stofftieren gingen – es war der Tierarzt unseres Vertrauens.
Beim Tierarzt habe ich später meine ersten Kifferfahrungen gemacht und wild über das Geländer gekotzt.


Bei „ums Quadrat“ führten wir auch Theaterstücke auf. Im Kurpark spielten wir Moorleichen. Nicht Moorhühner am  PC, sondern Moorleichen, das ist um einiges cooler, weil da richtige Leute kommen und sich mit etwas Glück sogar richtig erschrecken! Bei uns wurde aber keiner erschossen. Wir deckten uns nur mit Laub zu und wenn Passanten kamen, mussten diese 30,00 Pfennig bezahlen, dann durften sie mal eine Moorleiche stöhnen hören. Wir lagen unterm Laub und stöhnten ein bisschenh herümlich. Es war ein bisschen wie im Videoclip Thriller von Jacko. Die meisten Leute fanden das sehr kreativ, sie haben alle bezahlt. (War ja bei Jacko dann später auch so). Bei „ ums Quadrat“ machten wir das ganz große Kino, wir verkleideten uns und spielten Theater. Ich war sicher, dass irgendwann jemand vorbei kommt und mich entdeckt. So gerecht musste die Welt einfach sein. Ich konnte so gut schauspielern. Ich war so kreativ. Aber ich musste auch immer das Geld kassieren. War ja auch normal. Ich war schließlich die jüngste. Und ich wollte ja dazu gehören, also musste ich mein Engagement regelmäßig mit Mutproben unter Beweis stellen. Ich musste zu den Omas und Opas, die auf den Bänken saßen, gehen und sagen: Sie können gern hier sitzen bleiben. Aber hier wird jetzt ein Theaterstück aufgeführt. Das kostet 50,00 Pfennig. War doch echt günstig, ich mein, was kostet heute ein Theaterbesuch?  Es war irre. Unsere Eltern brachten uns in keine KiTa, wir lungerten einfach bei“ ums Quadrat“ rum und gingen den alten Leuten auf die Nerven. Die meisten fanden uns süß. Aber eben nicht alle. Irgendwann kam die Polizei zu uns nach Haus. Mama sagte: Mein Kind, wir müssen uns mal unterhalten.“ Der Polizist war sehr groß und sehr ernst.
„Anführerin der Bande war ein etwa 6 jähriges Mädchen mit roten Haaren“ (das Ehepaar, das uns angezeigt hatte, hat nicht mal gemerkt, dass das ne Perrücke war :-D) So stand es im Protokoll. Verhaftet haben sie mich aber gottseidank nicht. Ich glaube, ich laufe auch nicht unter „vorbestraft“.
Ok, keine Theaterstücke mehr. Keine Moorleichen. Aber ich hatte schon damals immer Plan B!


Dann gehen wir eben aufs Dach. Unsere Nachbarn wohnten in einem sehr großen Haus mit 4 oder 5 Stockwerken. Darüber noch der Dachboden. Wir sind auf den Dachboden, von dort aus die Leiter hoch bis  ganz unters Dach und dann durch das Dachlukenfenster raus. Das war richtig hoch. Meine Freundin hat immer die Perlen von ihrer Stofftasche abgefrickelt, ich wette, die liegen dort heute noch. Wir saßen oben an der frischen Luft und konnten uns freier kaum fühlen. Wir konnten den Passanten fast auf die Köpfe spucken oder sie erschrecken. Ob es gefährlich war? GEFÄHRLICH????? Das war nicht gefährlich, das war lebensmüde. Aber keiner von uns ist runtergefallen. Nur einer hat dann mal gepetzt. Er sagte, er holt uns Schokoldade, sperrte uns von innen aus und holte die Vermieterin. Die fand es nicht so cool wie wir. Es gab keine Schokolade. Nur ziemlich langen Hafer.


Ok,  auch nicht mehr aufs Dach. Aber wir hatten irgendwie auch so noch genügend verrückte Einfälle.


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Und wir hatten eine Badeanstalt. Früher hieß das nicht Freibad, es hieß Badeanstalt. Wir hatten eine Batze mit einem 50m langen Becken und richtigem Wasser drin. Chlorwasser.  150 von 100 Eltern würden heute den Bademeister verklagen, so wenig, wie er sich um die Panzen gekümmert hat. Und die Stadtverwaltung für die hohe Chlorkonzentration im Wasser. Es gab erstaunlich wenige Katastrophenfälle für diese Morbidität. Und wir waren wenigstens sauber hinterher  Wir durften einmal im Jahr mit Klammotten schwimmen. Wer in der Parkstraße wohnte, konnte direkt im Badezeug mal eben über die Straße. Wer im Marienweg wohnte, konnte über die Hecke machen und sparte sogar noch 80,00 Pfennig. War für mich ok,  dass ich aus der Parkstraße kam, ich hatte noch Rücklagen aus meiner Schauspielkarriere.


Tja, und wenn wir nicht schwimmen waren und nicht bei „ums Quadrat“ die Castingshows abdrehten, dann hatten wir auch noch ein Zelt. Also, was heißt wir? Tina hatte das Zelt. Tina war sowieso der Boss. Sie war die älteste. Alle wollten immer so sein wie Tina. Aber Tina war eben auch der Chef vonnet Janze. Ganz klare Ansage. Dann kam Tina ins Krankengehäuse. Die Chefin kriegte die Mandeln raus. Die arme Tina. Wir haben alle unsere Ersparnisse zusammengekratzt und Sachen gekauft, für Tina. U.a. einen Sheriffstern. Bei CeHa Bock. CeHa Bock war der Kaufmannsladen in Bad Nenndorf, in dem es einfach alles gab. Ich kaufte mit 7 meine Barbiepuppen dort und mit 17 meinen ersten Blazer. Zwischendurch Geha- oder Pelikanfüller und Geodreiecke. Bei CeHa Bock gab es alles.
Und ich kaufte die Sachen für Tina. Als Tina aus dem Krankengehäsuse kam, stellte sie fest, dass jemand während ihrer Abwesenheit „Boss“ in ihr Notizbuch geschrieben hat. Oh oh. Das gab Ärger.
Alle waren sich sofort einig, dass ich es war. Weil ich ja die jüngste war. Und ich war auch immer so harmoniebedürftig und so versöhnlich. Es war irgendwie klar, dass ich nicht widersprechen werde.
Ich musste drei Tage lang vorm Zelt sitzen. Versteht ihr? Ich durfte einfach nicht rein. Ich durfte mir nur ein Handtuch nehmen und reinschauen. Die andern 5 Mädchen saßen drin und spielten. Ich guckte zu. Drei Tage lang.
Leute, das war echt bitter! Echt mal. Ich meine, ich war 6. Oder vllt. 7. Passiert das heute einer 7 jährigen, geht die Mutter sofort rüber und die anderen Bastarde werden wegen Mobbing zur Verantwortung gezogen. Brauchten wir nicht. Mama hat eh gearbeitet, vormittags, und nachmittags den Haushalt gemacht. Und sie wird gedacht haben,  „dann werden die schon ihre Gründe haben“


Ich bin auch daran seelisch nicht zugrunde gegangen. Wirklich nicht. Obwohl ich 20 Jahre später erfahren musste, dass meine beste freundin damals, meine allerbeste freundin, fast eeine Schwester,das Buch bekritzelt und es nicht gesagt hat –dennoch: ich habe das gemeistert. Auch die schweren Dinge in der Kindheit. Denn so ist das nun mal im Leben. Ganz normal. Mal sitzt mal im Zelt, mal davor.


Und heute? Der Schalter vor der Glotze ist eine mobile Multifunktionsfernbedienung und  bietet 120 Sender. Ich schaue weiterhin 5 Sender. Ostzone ist jetzt MDR. Ums Quadrat ist weg. Dort stehen jetzt große Wohnblocks. Ganz modern. Der Tierarzt ist noch da, aber ich bin sowohl aus dem Alter der Stofftiere als auch dem des Kiffens raus. (schade eigentlich ;-)) Auf dem Dach sind wir noch mal gewesen, als ich 16 und Tine 18 war. Wir sind beinahe im Lukenfenster steckengeblieben, als wir wieder reinwollten,weil wir einfach andere körperliche Dimensionen angenommen hatten,  da werden wir mal keine Experimente mehr wagen. Die abgefrickelten Perlen der orangefarbenden Tasche meiner Freundin waren noch da. Die Badeanstalt ist lange rasiert, auch der Bereich ist großflächig bebaut. Über CeHa Bock kam die Planierraupe, es wurde ebengeschoben. Es brach mir das Herz. Wie eine Moorleiche fühle ich mich jeden Morgen. Theater ist das ganze Leben doch irgendwie und  ich hab auch immer mal wieder das Gefühl, nur VOR dem Zelt zu sitzen…..
 
…. die Haare sind  auch wieder rot….und ich habe keine Gnaste …